Eher verborgen auf dem Gewässergrund arbeitet eine Tiergruppe unablässig daran, unserer Gewässer sauber zu halten.
Es sind unsere heimischen Süßwassermuscheln. Leider ist diese Tiergruppe mittlerweile sehr stark bedroht und viele Bestände in Europa sind bereits stark dezimiert oder verschwunden. Die Individuenzahlen sind zum Teil um bis zu 90 % zurückgegangen. Von den ehemals sieben in Luxemburg vorkommenden Arten, gelten mittlerweile zwei Arten im Freiland als ausgestorben. Die Flussperlmuschel und die abgeplattete Teichmuschel.
Bei einer Untersuchung der Süßwassermuscheln in den Grenzgewässern Our, Sauer und Mosel vor über 17 Jahren, zeigte sich schon damals, dass zum Teil nur noch Restbestände vorhanden waren. Um die Situation neu zu bewerten, wurden von natur & ëmwelt / Fondation Hëllef fir d’Natur dieselben Gewässer letztes Jahr noch mal unter die Lupe genommen. Dies geschah mit finanzieller Hilfe der Gestion de l’eau (Grenzfischereikommission) sowie der Umweltverwaltung (ANF).
Erfreulicherweise hat sich in den letzten Jahren die Situation leicht verbessert. Zwar ist in der oberen Our die Flussperlmuschel mittlerweile ausgestorben, dafür hat sich der Bestand der streng geschützten Bachmuschel aber leicht erholt. Das LIFE Bachmuschelprojekt (www.unio.lu) hat sicherlich dazu beigetragen, den Bestand in der Our zu verbessern. Im Jahr 2002 konnten in der unteren Our, Sauer und Mosel an nur drei Stellen lebende Exemplare einer heimischen Muschelart festgestellt werden. 2019 waren es wieder vier Muschelarten an sieben Stellen. Die Gemeine Teichmuschel und die Malermuschel waren dabei die häufigsten Arten. Die Große Teichmuschel und die Aufgeblasene Flussmuschel kamen dagegen nur vereinzelt vor. Neben den heimischen Arten gibt es in der Mosel auch die invasiven Körbchen- und Dreikantmuscheln. In den letzten Jahren sind die Körbchenmuscheln ebenfalls in die Grenzsauer und die untere Our vorgedrungen.
Auch wenn es eine leichte Verbesserung gibt, so muss man dennoch festhalten, dass die Bestände noch immer sehr gering und weit entfernt von der ursprünglichen Größe sind. Die Belastung unserer Gewässer mit Nährstoffen, Schadstoffen und Feinsedimenten sowie der Gewässerverbau machen den Arten noch immer sehr zu schaffen. Zusätzlich brauchen unsere heimischen Muschelarten für ihre Vermehrung jeweils spezifische Fischarten, die ebenfalls vorhanden sein müssen. Dabei ist die ökologische Rolle der Süßwassermuschel in Gewässern enorm, da sie unablässig das Wasser filtrieren (bis zu 40 Liter pro Tag und Tier) und damit beträchtlich zur Reinhaltung unserer Gewässer beitragen.
Mittlerweile ist man sich auch auf europäischer Ebene bewusst, welchen enormen ökologischen, aber auch ökonomischen Nutzen Süßwassermuschel für die Gesellschaft haben. Dieses Jahr startet ein von der Europäischen Union gefördertes COST-Programm (CONFERMUS: CONservation of FREshwater MUSsels: a pan-European approach, CA18239), in dessen Rahmen sich Vertreter aus der Wissenschaft, den Behörden und dem Umweltschutz aus 25 Ländern beraten, wie unsere 16 Europäischen Großmuschelarten am besten zu schützen sind. Zusätzlich sollen die von den Süßwassermuscheln erbrachten Ökosystemdienstleistungen erforscht und quantifiziert werden, um diese Informationen in der breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen.
Süßwassermuschel sind weder niedlich und pelzig, noch können sie gegessen werden und erhalten deshalb wenig Aufmerksamkeit. Dennoch gehören sie zu den besten Bioindikatoren im aquatischen Bereich. Ein Vorkommen von einheimischen Muscheln zeigt, dass sich ein Gewässersystem und sein Einzugsgebiet in einem gesunden Zustand befinden. Gesunde Muscheln bedeuten, dass die Gewässersysteme gesund sind und davon sind wir Menschen im hohen Maße abhängig.
Falls Sie nähere Informationen zu den beiden Berichten wollen, so kontaktierien Sie uns einfach.